VPN: Ihr Tunnel zur Privatsphäre

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Der Gedanke, dass die Regierung Daten über alle Ihre Online-Aktivitäten sammelt, entstammt längst nicht mehr der Fiktion. Angesichts der Veröffentlichungen von Vault 7, der anhaltenden Herausgabe von NSA-Dokumenten durch Edward Snowden sowie Datenschutzänderungen in den USA, die Internetdienstanbietern den Verkauf von Benutzerdaten erlauben, können wir bei unserem Datenschutz nicht mehr blind vertrauen. Alles, was Sie online tun, steht auch jedem zur Verfügung, der den Willen und die Mittel für den Zugriff darauf hat – seien es Kriminelle oder Ihre eigene Regierung.

Es gibt jedoch Möglichkeiten, wie Sie Ihre Online-Aktivitäten schützen können, ohne vollständig auf Internet verzichten zu müssen.

Ein virtuelles privates Netzwerk, kurz VPN, erstellt sogenannte Tunnel, über die Ihre Online-Aktivitäten laufen. Mit dieser kostengünstigen und einfach einzurichtenden Option wird die Kontrolle über Ihre Privatsphäre so leicht wie das Herunterladen einer Software.

Wenn es Sie interessiert, wie Sie VPN als ein starkes Werkzeug zum Schutz Ihrer Daten einsetzen und problemlos einrichten können, lesen Sie einfach weiter.

Was ist ein VPN?

Zum einfacheren Verständnis müssen Sie zunächst wissen, wie Daten zwischen einem Computer und einer Website übertragen werden. Normalerweise erfolgt der Datenverkehr zwischen Computer und Website in Paketen. Ähnlich wie bei normalen Postpaketen werden mit diesen Paketen Informationen vom Absender (der Computer) an den Empfänger (Website, auf die zugegriffen werden soll) und umgekehrt verschickt.

Diese ungesicherten Pakete können jedoch abgefangen werden (etwa über WLAN, Mobilfunksignale oder Ihren Router). Dadurch ist ein einfacher Zugriff auf Ihren Datenverkehr möglich, der Informationen enthält, auf welchen Websites Sie waren und was Sie dort gemacht haben. Das wird als sogenannter Man-in-the-middle-Angriff (auch Mittelsmann- oder Janusangriff) bezeichnet und ist der Grund, weshalb öffentliches WLAN so gefährlich ist.

Wenn Sie gemütlich in einem Café sitzen und mit dem öffentlichen WLAN verbunden sind, besteht das Risiko, dass Ihr Datenverkehr ausgeschnüffelt wird. In diesem Fall ist VPN nützlich. Eine Verbindung darüber herzustellen, ist vergleichbar mit einem Gespräch, dass Sie laut mit einem Freund im selben Café und in einer Sprache führen, die wirklich nur Sie zwei verstehen.

VPN dient also dazu, den Datenverkehr soweit zu maskieren, dass er selbst dann nicht lesbar ist, wenn er abgefangen wird.

Weshalb benötigen Sie ein VPN?

Eric HughesCypherpunk der ersten Stunde und Datenschutzvorkämpfer – hat es wahrscheinlich am besten ausgedrückt:

„Privatsphäre ist für eine offene Gesellschaft im elektronischen Zeitalter unerlässlich. Privatsphäre ist keine Geheimniskrämerei.
Private Angelegenheiten sind etwas, von dem niemand möchte, dass sie die ganze Welt erfährt. Geheime Angelegenheiten sind etwas, von dem niemand möchte, dass es irgendwer erfährt. Privatsphäre ist die Fähigkeit, selbst zu wählen, was man von sich der Welt offenbart.“

Ein überwachtes Leben ist kein wirklich freies Leben. In welchem Umfang sollte die Regierung oder jedwede andere Einheit Ihre Handlungen, Ihr Surfverhalten oder Ihre Online-Konten überwachen? Ihren Datenschutz selbst in die Hand zu nehmen, ist nicht der einzige Grund für die Verwendung eines VPNs.

Drei Hauptgründe für den Einsatz von VPN:

Sicherheit im öffentlichen WLAN

Wir haben bereits kurz angesprochen, welche Gefahr das öffentliche WLAN für Ihre Sicherheit darstellen kann. VPN bietet Ihnen auf Flughäfen sowie in Cafés, Bibliotheken oder an anderen Orten, an denen Sie Ihr Gerät mit öffentlichen Zugangspunkten verbinden, eine zusätzliche Schutzschicht, indem es Ihren Datenverkehr und Ihre Aktivitäten maskiert. Auch wenn nichts wirklich 100 % undurchdringbar ist, sind Sie mit einem VPN an einem öffentlichen Hotspot wesentlich sicherer im Internet unterwegs als ohne.

Anonymität zum Standort

Einige Streaminganbieter wie beispielsweise Hulu oder HBO on demand beschränken ihre Inhalte auf bestimmte Regionen. Ein VPN anonymisiert Ihren Standort, sodass Sie auch außerhalb Ihres Landes auf Inhalte zugreifen können. Das ist insbesondere nützlich, wenn Sie reisen und dennoch mit Ihren regionalen Nachrichten oder Serien auf dem Laufenden bleiben möchte.

Einige Unterhaltungsdienste haben jedoch begonnen, den Zugriff zu blockieren, sobald die Verwendung eines VPNs erkannt wird.

Befürchtungen bezüglich Überwachung

Angesichts der anhaltenden Kontroverse um den US-Datenschutz, der Internetdienstanbietern den Verkauf Ihrer Daten oder deren Weitergabe an staatliche Überwachungsprogramme erlaubt, ist VPN eine gute Wahl gegen Schnüffler. Das bedeutet ja noch lange nicht, dass Sie etwas zu verbergen hätten. Doch mit einem VPN können Sie selbst entscheiden, worauf Unternehmen und Regierungsprogramme Zugriff haben.

Darüber dürfen wir nicht vergessen, dass die vorgenannten Punkte auch eine erhebliche Bedeutung für den humanitären Einsatz haben.

Durch das Kaschieren des Standorts des Benutzers erhalten Bürger auch in zensierten Ländern auf Nachrichten und andere Seiten Zugriff. Unter Regierungen, die den Informationsfluss lenken und verfälschen, können Bürger auf diese Art dennoch der Welt mitteilen, was in ihrem Land vor sich geht. Das ist insbesondere für Journalisten und ihre Informationsquellen wichtig.

VPN bietet viele Vorteile – vom Ansehen Ihrer Lieblingsserie, bevor sie in Ihrem Land veröffentlicht wird, bis hin zum Schutz Ihrer Privatsphäre. Aber auch hier ist es wie bei jeder Technologie: Wer wirklich Zeit und Mühe in den Zugriff investieren will, findet auch einen Weg.

Wie funktioniert ein VPN?

Ein virtuelles privates Netzwerk sind zwei oder mehrere Computer, die über eine verschlüsselte Verbindung über das Internet miteinander vernetzt sind. Im Folgenden eine vereinfachte Darstellung, wie ein VPN funktioniert:

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Wenn ein Anwender eine Verbindung zu einem VPN herstellt, wird ein sogenannter „Tunnel“ erstellt. Die darüber übertragenen Informationen können nicht gelesen werden, da sie verschlüsselt sind. Der VPN-Client auf Ihrem Computer und der VPN-Server kennen den Schlüssel zum Entschlüsseln der Daten. Die Daten sind also nur für die Übertragung verschlüsselt, aber für Absender und Empfänger direkt lesbar.

Auch wenn das alles noch wesentlich komplexer ist, ist der Vorgang für den Anwender selbst so einfach wie der Login bei einem Konto. Um alles andere kümmert sich der jeweilige VPN-Anbieter

Wahl des VPN-Anbieters

Wir haben Ihnen bereits erklärt, wie in einem unverschlüsselten Netzwerk ein Man-in-the-middle-Angriff erfolgen kann und wie ein VPN-Dienst Sie davor schützt. Sicherlich haben Sie inzwischen selbst verstanden, dass Sie bei einem VPN letztendlich selbst einen vertrauenswürdigen Mittelsmann auswählen, der auf Ihre Daten aufpasst.

Da ein VPN-Anbieter Ihren Datenverkehr verschlüsselt, hat er zwangsläufig Zugriff auf den ursprünglichen Datenverkehr, wo er herkommt und hingeht sowie seinen gesamten Inhalt. Daher ist die Wahl eines VPN-Anbieters eine Frage des Vertrauens.

Vertrauen ist nicht leicht verdient, aber im Folgenden haben wir Ihnen ein paar wichtige Kriterien aufgeführt, die Ihnen die Wahl erleichtern sollen:

Bezahlte oder kostenlose VPNs?

Verwenden Sie möglichst keine kostenlosen VPN-Anbieter. Das meinen wir ernst. Wenn Ihr VPN-Dienst nichts durch Ihre Abonnementgebühren verdient, macht er sein Geld anderswo – höchstwahrscheinlich durch den Verkauf Ihrer persönlichen Daten an Dritte, die sie dann mit Spam zuschütten. Der Unterhalt von Servern ist für VPN-Anbieter mit hohen Kosten verbunden. Auch hier gilt die viel zitierte Aussage: Wenn Sie nicht dafür bezahlen, sind Sie das Produkt.

Noch einmal: verwenden Sie keinen kostenlosen VPN-Dienst.

Wahre Anonymität ist ein Mythos

Es wird immer schwieriger, online gänzlich anonym zu bleiben. Wenn Sie sich also für einen VPN-Dienst anmelden, sollten Sie so wenig identifizierbare Daten angeben wie möglich. Wenn Sie nicht mit Bitcoin oder Geschenkkarten bezahlen können, melden Sie sich auch nicht für einen anonymen Dienst an.

Emsisoft-Tipp: Sollte der gewählte VPN-Anbieter beim Anmelden nach mehr als nur der E-Mail-Adresse fragen, sind Sie nicht mehr anonym. Beim Kauf eines Dienstes ist es eigentlich nicht gebräuchlich, komplett anonym bleiben zu wollen. Wenn Sie jedoch danach suchen, ist es mit dem richtigen VPN-Dienst möglich.

Verschlüsselung ist nicht gleich Verschlüsselung

Informieren Sie sich, welche Verschlüsselungsprotokolle der Dienstanbieter nutzt. Open VPN beispielsweise bietet viele Konfigurationsmöglichkeiten und gilt als eines der sichersten VPN-Protokolle. Im Idealfall wird für das VPN Ihrer Wahl dieses Verschlüsselungsverfahren eingesetzt. IKEv2 ist ebenfalls sehr gut. Vermeiden Sie jedoch das PPTP-Protokoll, da dieses bekannte Sicherheitsrisiken birgt.

VPN-Protokollierung hinterlässt Spuren

Sie müssen unbedingt wissen, welche Protokolle Ihr VPN-Anbieter führt. Am besten ist es natürlich, wenn er überhaupt keine Protokolle angelegt und transparent informiert, welche Daten er speichert. Achten Sie außerdem auf einen Dienst, der Multi-Hop-Verbindungen nutzt.

Sollte Ihr Datenverkehr von außen überwacht werden, können die sogenannten Hops (Verbindungspunkte) ihn weiter anonymisieren. Jeder Verbindungspunkt ist ein anderer VPN-Server, der in der Regel einer anderen Gesetzgebung unterliegt. Dadurch werden Ihr Standort und Ihre IP-Adresse mehrmals gewechselt, bevor die Daten am Ziel ankommen. Achten Sie darauf, dass der Anbieter auch die IP-Adressen und Zeitstempel nicht protokolliert.

Dienste aus den USA sind nicht wirklich anonym

Aufgrund der Überwachungsgesetze in den USA ist es am besten, VPN-Dienste mit Sitz außerhalb der USA und anderer „14 Eyes“-Länder zu nutzen, die ihre Bürger überwachen.

Dritte sorgen für Spam

Achten Sie darauf, dass Ihr VPN-Anbieter eindeutige Richtlinien hat und einfache Möglichkeiten bietet, Partnerangebote abzulehnen. Das letzte, was Sie beim Einrichten Ihres VPN-Dienstes möchten, sind plötzliche Spam-Pop-ups oder Zugriff auf Ihre Daten durch Drittanbieter. Wenn der Anbieter keine Partner hat, ist das für Sie umso besser.

Wie bereits zuvor erwähnt, bieten die bezahlten Dienste erhebliche Vorteile gegenüber kostenlosen. Es gibt keine vollständige Gewähr, dass ein Dienst Ihre Daten sicher verwaltet. Wird der Anbieter jedoch für seine Leistung bezahlt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er Ihre E-Mail-Adresse oder andere persönliche Daten an Dritte verkauft, wesentlich geringer. Außerdem bieten bezahlte Anbieter in der Regel schnellere Verbindungen.

Anonymisierter Kundendienst

Es hat wenig Sinn, wenn Sie akribisch darauf achten, anonym zu bleiben, nur um sich dann offenbaren zu müssen, weil Sie eine Frage an den Kundendienst des VPN-Anbieters haben. Achten Sie darauf, dass Sie über einen anonymen Chat-Dienst kommunizieren oder den E-Mail-Austausch verschlüsseln können.

Geräteübergreifendes VPN

Schutz durch VPN ist nicht nur für Ihren Computer sinnvoll. Richten Sie es auch auf Ihrem Handy, Tablet oder Ihrem Router zu Hause ein, um automatisch alle Geräte innerhalb des Netzwerks zu schützen. Achten Sie also bei der Wahl des Anbieters auch darauf, dass Sie ausreichend Verbindungen gleichzeitig nutzen können.

Nachteile von VPN

Wie bei jeder Technologie ist auch hier ein gewisser Erfahrungswert erforderlich, um die technischeren Faktoren zu verstehen. Da Ihr Datenverkehr bei der Übertragung durch die Tunnel verschlüsselt wird, können zudem die Downloadgeschwindigkeiten etwas niedriger ausfallen.

Vollständige Anonymität ist nahezu unmöglich. Mit VPN erhalten Sie jedoch zusätzlichen Schutz für Ihre Privatsphäre.

Es gibt auch einige Websites, die beim Erkennen einer VPN-Verbindung ihren Dienst blockieren. Netflix sperrt beispielsweise Seitenbesucher, die ihren Standort maskieren, um sich Inhalte aus anderen Ländern anzusehen, die in ihrer Region nicht verfügbar sind.

Fazit

Denken wir an Datenschutz, gibt es viel zu beachten. In erster Linie müssen Sie sich natürlich den Überwachungsgesetzen in Ihrem Heimatland und den Datenschutzbedingungen Ihres Internetdienstanbieters bewusst sein. Lesen Sie auch immer das Kleingedruckte des genutzten VPN-Dienstes und wie immer gilt: erst denken, dann klicken.

Soviel erst einmal von unserer Seite zum Thema Datenschutz. Welche Tipps haben Sie, um auch online Ihre Privatsphäre zu wahren?

 

Übersetzt von Doreen Schäfer

Senan Conrad

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